Rassetypisch? Hundetypisch!

Jack Russel Kopf mit frechem Blick„Wir wollten einen Hund, der sich gut mit den Kindern versteht“. „Die Hunde dieser Rasse sind so witzig“. „Ich brauche einen verlässlichen Wachhund.“ Viele Besitzer von Rassehunden geben an, ihr Tier aufgrund von genauen Verhaltens-Vorstellungen gekauft zu haben. Doch wenn ihr neues Familienmitglied dann tatsächlich einen „rassetypischen“ Charakter entwickelt, ist das eher Zufall.

Denn das Verhalten unserer Haushunde ist so gut wie gar nicht rasseabhängig. Zu diesem Schluss kamen Katleen Morrill und ihr Team von der University of Massachusetts. Für ihr Community Science Project Darwin’s Ark befragten sie 18385 Hundebesitzer über Verhalten und Aussehen und sequenzierten die DNA von 2155 der beschriebenen Tiere. Knapp die Hälfte der Hunde war reinrassig.Rassehund Dalmatiner schleckt sich ums Maul

Das Ergebnis: Verhaltensmerkmale sind zwar erblich, differieren aber zwischen den einzelnen Hunderassen erstaunlich wenig. In Zahlen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Rasse nur neun Prozent der Persönlichkeitsunterschiede ausmacht. Ähnliche Erkenntnisse hatten schon Untersuchungen anderer Forscher und sogar Meta-Studien ergeben. So werteten Hradecká et al. im Jahr 2015 die Daten von 48 Publikationen aus und stellten fest, dass Persönlichkeitsmerkmale erstaunlich wenig durch die Genetik geformt werden: Demnach ist die Vererbung für die Verspieltheit nur zu neun Prozent maßgeblich, für Jagdverhalten und Umweltsicherheit zu 15 Prozent.

Wie kommt’s? Zusammengefasst kann man sagen, dass ein Hund im Grunde ein Hund ist. Er begleitet den Menschen schon seit mindestens 10000, vielleicht schon seit 20000 Jahren, doch erst seit rund 160 Jahren versucht der Mensch, durch gezielte Selektion das Haustier zu formen. Dabei wurde und wird viel mehr auf Äußerlichkeiten als auf Verhaltenseigenschaften gezüchtet. Letztere haben sich über Jahrtausende geprägt und sind ganz offensichtlich zum Großteil von der Umwelt beeinflusst.

Die Argumentation für manche Modehunde – „Französische Bulldoggen sind so menschenbezogen!“ – kann man so also locker entschärfen: „Das ist nicht rassetypisch, sondern gilt für 90 Prozent aller Hunde, egal welche Rasse oder welcher Mix.“ Vielleicht fällt es damit manchem leichter, sich für einen Welpen mit gesunden Anlagen zu entscheiden? Auch das Thema „Kampfhunde“ erscheint mit solchen Erkenntnissen in anderem Licht. Nicht die Zucht macht sie zur Bestie, sondern die Lebensumstände, allem voran Haltung und Training.

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